Wenn Bindungstrauma auf Hochsensibilität trifft
- Amira Burk-Stier
- vor 4 Stunden
- 2 Min. Lesezeit

Hochsensible nehmen ihre Umgebung intensiver wahr und verarbeiten Informationen sehr tief. Sie nehmen subtile Nuancen wahr, können Stimmungen anderer Menschen intuitiv erfassen und sind schnell von starken Reizen wie Geräuschen, Gerüchen oder visuellen Eindrücken vereinnahmt. Das kann dazu führen, dass sich bei zu viel sozialer Interaktion, in lauten Umgebungen oder in hektischen Situationen schnell eine große Erschöpfung einstellt. Daher haben Hochsensible ein starkes Bedürfnis nach Ruhe und Rückzug.
Laut aktuellem Wissensstand ist Hochsensibilität ein angeborenes Persönlichkeitsmerkmal, anders als bei einem Bindungstrauma, bei dem es in sehr frühen Lebensphasen zu Störungen bzw. traumatischen Erfahrungen in frühen Bindungsbeziehungen (z. B. Vernachlässigung, Misshandlung, inkonsistente oder ablehnende Bezugspersonen) kommt.
Aufgrund ihrer gesteigerten Wahrnehmung für Reize jeglicher Art, haben hochsensible Kinder ein erhöhtes Risiko ein Bindungstrauma zu erleiden. Auch werden sie häufig missverstanden und ihre speziellen Bedürfnisse werden nicht selten grob übergangen, vor allem wenn die Menschen in ihrem Umfeld selbst nicht hochsensibel sind. Die tiefe Verarbeitung bei Hochsensiblen kann Trauma stärker „durchsickern“ lassen und länger nachwirken. Traumatische Erlebnisse sind für hochsensible Menschen schwerer zu verkraften.
Das bedeutet leider auch, dass sich die Auswirkungen eines Traumas verstärken und bis ins Erwachsenenalter fortsetzen. Der Hochsensible wird mehr fühlen, mehr leiden und später im Leben anfälliger für Ängste und Depressionen sein. Die angeborene Übererregbarkeit, die sich wie bereits erwähnt bei hochsensiblen Menschen in Form von Reizüberflutung und Rückzugsbedürfnis zeigt, kann bei Menschen mit Bindungstrauma zusätzlich zu dieser Reaktion mit innerer Unruhe, Angst oder sogar Panikattacken einhergehen.
Typische Auswirkungen auf Beziehungen:
· Nähe-Rückzug-Dynamiken: Schnelles Rückziehen bei Nähe oder zu hohe Erwartungen können sich gegenseitig bestätigen.
· Reaktionen auf Konflikte: Überempfindlichkeit gegenüber Ablehnung, Verletzungsangst, Missverständnisse.
· Selbstzweifel verstärkt: Zweifel an der eigenen Wertigkeit und am Beziehungsverlauf, oft verbunden mit Perfektionismus.
Hochsensible Menschen mit einem Bindungstrauma benötigen deshalb Wissen über die Hintergründe (Psychoedukation) um ein Verständnis zu entwickeln warum Reize stärken wirken oder wieso Nähe triggert, und passende Unterstützung um das erlebbar und fühlbar „nachlernen“ zu können, was in ihrer Kindheit gefehlt hat.
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